Guerra am Lago Maggiore 2009
Gandria Pastell von S.Gasser (2006)
Gandria
Trepp auf, trepp ab,
Gern quäle ich mich in Gandria ab.
Ihr schönen alten Gemäuer,
Ihr steigt so kühn hinan
Und spielt euern Spektakel mit Feuer,
Zusammen mit Gärten, Grün an Grün
Als kostbare Kleinode in steinerner Runde,
So üppig, so südlich, so allegro vivace.
Im Azurblau der Luft und den winkligen Treppen
Meine Seele sich empor zu schwingen mag.
Du Oase für dürstende Seelen,
Du gibst mir Kraft
Und meinem Leben Sinn:
Du lässt alles gen Himmel streben.
Index
- Kunst macht das Leben lebenswert
- Gandria
- Liebeserklärung an den Wald
- Kreativität
- Hat die heutige Kunst noch einen Funken "G"
- Le Corbusier braucht keine Schelte
- Die Natur, die beste aller Künste
Kunst macht das Leben lebenswert (Leserbrief im Zürcher Tagesanzeiger vom 31.07.2012)
Kunst ist keine übliche Handelsware, die man zu einem bestimmten Preis erwirbt, sie hat für Kenner einen viel höheren Wert, der nicht mit Geld allein abgegolten werden kann. Kunst ist gegenüber normalen Produkten etwas Aussergewöhnliches und Kostbares: Beim Schaffen des Kunstwerks geschieht das meist mit einer Lust (klar, zwischendurch braucht's Knochenarbeit, aber der Künstler ist zuversichtlich, dass seine Intention gelingt). Wenn er das Werk beendet, verspürt er die Erfüllung seiner Wünsche.
Während des Konsums der Kunst schenkt das Kunstwerk dem Betrachter, dem Zuhörer das Gefühl, etwas Grossartiges zu erfahren, dass ihn über das Alltägliche erheben lässt: Freude, Mitfühlen, was der Künstler im Werk beabsichtigt; dazu das Finden von bestimmten Vorlieben, die der erfahrene Kunstliebhaber schätzt. Ein Mensch ist wirklich ein Mensch, wenn er neben dem Lebensnotwendigen noch Sexualität, Moral, Religion (oder eine vernünftige Lebenshaltung) und etwas Űberflüssiges hat, sei das Musse, Zeitvertreib, bei dem er etwas tut, das nicht dem Lebensunterhalt dient.
Diese Lebenshaltung hat mit Ganzheitlichkeit zu tun. Die Hinwendung zu etwas Höheren (Religion, Philosophie, Kunst) entsteht aus einem Drang nach Ganzheitlichkeit. Das macht das Leben lebenswert.
Für elendiglich verarmte Völker, für verarmte Individuen, die nicht wissen, wie sie ihren Lebensunterhalt bestreiten sollen, sind meine obigen Ausführungen zynisch, wie soll Einer, der kaum genug zu Essen, keinen anständigen Wohnsitz hat, sich mit Kunst beschäftigen? Darum gilt der Appell an alle Kunstschaffenden und an alle Kunst-Konsumenten: vergesst die Not leidenden Menschen nicht! Budgetiert in eurem Einkommen einen Freibetrag, der nicht zu 100% für Kunstzwecke verwendet werden soll, sondern mit einem Bruchteil für karitative Zwecke.
Kritische Stimmen werden sagen, den Kunsthändlern, den Galleristen, den Konzertagenturen dient das als Reklame und alles ist ein grosses Geschäft. Hinzu kommt noch die Meinung, die oft vom einfachen Volk verbreitet wird, das Streben nach Kunst sei nutzlos. Aber das „Fussvolk“ der Kunst bleibt bei der Stange und ist dem Idealismus für Kunst treu ergeben.
Zumindest ist Kunst ein wundersames Spiel oder eine ergötzliche Szenerie, vielleicht eine spannende, wunderbare Geschichte, eine im Sonnenglanz vibrierende Landschaft, alles lauter
Tessin
Warum beschäftigst Du meine Seele?
Warum bin ich in Dich so verliebt?
Ich muss zu Dir immer wieder kehren,
Weil es in Dir so viele Sonnen gibt:
Die Sonne im Herzen, die Sonne am Firn,
Die Sonne im Merlot, die Sonne im lachenden Kind,
Die Sonne im glitzernden Bächlein oder
Im ruhigen See.
Die Düfte des Südens, wenn lau weht der Wind,
Berauschen meine Sinne
Und alles ist echt, keine vorgegaukelten Romanzen,
Nie und nimmer billiger Kitsch!
Bescheiden im Auftritt, mit natürlicher Noblesse,
Eleganz ohne Eitelkeit, die grosszügig verströmt,
Und unsere Augen so beinahe mediteran verwöhnt...
In Deiner Schlichtheit bist Du gross;
Nie kann ich Dich vergessen!
Kostbarkeiten.
Im Bremgartenwald (Bern). Pastell 1959
Liebeserklärung an den Wald
Hab' so Vieles fotografieret und gefilmt;
Aber den schönen, tannenen Wald,
Mit seinem Dufte nach Nadeln und Pilzen,
So herrlich in den Himmel strebend,
So feste in der Erde stehend.
Den hab' ich mit eigenem Herzen,
In meine Seele eingefangen,
In meine Erinnerung eingegraben.
Ihn brauch' ich nicht zu malen und zu speichern
Auf ein totes Medium, um später ihn
Wieder abzuleiern, wie ein billiges Panoptikum!
Nein, Dich hab' ich mit Augen und Ohren und
Nase verschlungen. Du bist und bleibst
Herzallerliebster in sommerlichen Tagen,
wenn Du mit süssen Beeren lockst,
Mit kühlem Moose Linderung verschaffst,
Mit lichten Streben und rauschenden Wipfeln,
Für Körper und Seele Erquickung Du uns labst.
Im Mülital
Der Mülitalbach
Das Bächlein, das ich meine,
Das fliesst so schön dahin,
Und hüpfet über Steine,
Will mir nicht aus dem Sinn.
Da spottet mir der Heine,
Weil ich so romantisch bin!
Doch nur wer mal
In diesem schönen Mülital
Den Wanderstab mit muntern Schritten
Durch Feld und Wiesen führet,
Der fühlt sich ungebunden,
Befreit von läst’gen Stunden,
Geheilt von alten Wunden,
Wenn ihm in diesem Tal wie
In einem Märchen uralter Zeiten
Die milde Sonne lacht,
Die Zeit verstreicht so ruhig und so sacht,
Des Menschen Unrast so wundersam Pause macht.
Blick vom Bremgartenwald nach Stuckishaus 1951
Die Natur, die beste aller Künste
Ihr wunderschönen Formen,
In eurer hehren Pracht,
Ȕbertrefft die kühnsten Künste,
Von Menschenhand vollbracht.
Ihr kantigen, hohen Gebirge,
Ihr thront so mächtig im Raum,
Und trotzet manchem Sturm.
Mitunter schmückt euch als Krone
Ein grauweisser Wolkenturm.
Ihr Bäume mit gewalt'gen Armen,
In Lüften so wohlig euch reckt.
Die Vögel lassen sich auf euch nieder
Und trällern freudig Frühlingslieder.
Die Sonne schenkt uns Kraft
Ihre Wärme alles Leben schafft.
Und wenn des Tages Müh' vorbei,
Aufbricht der Mond am Himmel
Und Sterne tanzen, Reih' an Reih'.
Was wir sehen, was wir hören
Hat kunstvoll uns die Natur geschenkt,
Die Natur, das Werk des grossen Meisters,
Der die ganze Welt erschuf.
Hat die heutige Kunst noch einen Funken "G"
(nicht angenommener Leserbrief an den Tages Anzeiger)
G wie Geist, nicht wie Geilheit. Kunstmaler „Superstar“ Terence Koh hat menschliche Exkremente auf eines seiner Bilder gestrichen, auf einem weiteren Bild seine Sperma aufgetragen. Auf diese Weise verkommt die Kunst zum Outing eines durch und durch nach verdorbener Freiheit lechzenden Lüstlings oder eines skrupellosen Geschäftemachers, der die Verdorbenheit einer perversen Gesellschaft sich zu nutze macht. Galeristen, die solche „Werke“ anbieten, werden zu Geileristen. Bis anhin haben nahmhafte Künstler gelegentlich Perlen vor die Säue geworfen (z.B. wenn ich ein Werk von Da Vinci anschaue, dann bin ich es nicht wert, dem Meister die Schnürsenkel zu lösen oder ihm beim Malen die Farbtöpfchen zu reichen), nun haben wir (hoffentlich nur gelegentlich) Beispiele, in denen Kake vor die Säue geworfen wird (Pardon, nur diejenigen Betrachter sollen Säue genannt werden, die an diesen Kunstobjekten Freude haben).
Ich rate dem Koh an, es den alten Meistern gleich zu tun, die ehemals, getrieben durch ihre Körpersäfte (darunter auch solche geiler Natur) mittels Sublimation perlenhafte Werke schufen. Wenn aber der Kunstbetrieb im Sinne Koh's Ausrutscher weiter versumpft, dann möchte ich den Titel des nächsten denkgeilen Art-Events vorschlagen: „Exkrementa“ (z.B. Exkrementa 08). Damit könnte man die Merdalorisation (deutsch "die Exkrementisierung") voran treiben und den Untergang der abendländischen Kultur beschleunigen. (Hitler hätte hier doch noch eine gute Tat vollbracht? ... Ich hüte mich davor von "entarteter Kunst" zu sprechen, ich scheue mich vor Nazi-Terminologie, wie der Teufel das Weihwasser scheut. Wenn ich sie dennoch verwende, dann nur, um die Stupidität dieser Sprache zu demonstrieren).
Die Musik soll in dieser Hinsicht auch „gefördert“ werden: Ich hoffe, bald einen rührigen Konzert-Manager zu erleben, der im KKL Beethoven's Pastorale (Sinfonie Nr. 6) zeitweilig mit Jauche-Geruch, sowie Stallgeruchs-Schwaden über den Zuhörer begleiten lässt. Als zweites Art-Event (im Sinne Koh's) schlage ich ihm vor, Ravel's Boléro, der als erotisierend gilt, mit Gerüchen aus einem Freudenhaus zu begleiten, mal exotische Parfums, mal Schweissgerüche; im Hintergrund, auf halber Höhe in Grossaufnahme, die sich im Takte des Orchesters bewegende Geschlechtsteil-Maschinerie, auch ein „Werk“ von Terence Koh. Da kommen noch ungeahnte Möglichkeiten auf uns zu, die im Sinne der Sperma-Kake-Manier unsere exklusiv geilen Musikfreunde ergötzen könnten!
Genug der Visionen, die sich wie ein Gang in die Wüste anhören, in der wir unsern (Un-)Geist entschlacken, um vom geilen zum heilen Kunstbegriff zu gelangen.
(Texte kursiv: später am 14.12.2012 zugefügt).
Le Corbusier braucht keine Schelte
Der Antisemitismus war 1938 in der Schweiz, namentlich in Zürich (als ich dort siebenjährig lebte) weit verbreitet. In dieser Zeit grosser Arbeitslosigkeit ärgerte man sich im Volk über die gewinnträchtigen und erfolgreichen Kaufhäuser Globus und Jelmoli, beide in jüdischem Besitz. Und das lief ohne Hitler's Einfluss. Die Bundesräte Pilet Golas, Eduard von Steiger und Philipp Etter waren nicht abgeneigt, in ihrer Amtszeit gelegentlich unzimperlich in Fragen jüdischer Flüchtlinge Entscheidungen inhumaner Art zu treffen. Ein guter Germanist, Professor an der Uni Zürich, scheute sich nicht, die braun getönten Geistesströme als neue Impulse willkommen zu heissen.
Wenn man das Alles mit berücksichtigt, um die Schwere der Unart Corbusiers zu beurteilen, dann sind das schon Entgleisungen eines Intellektuellen; aber bei diesem genialen Künstler des Bauens sollten wir doch seine Werke beurteilen. Ist antisemitisches Gedankengut in die Grundzüge seines Schaffens eingeflossen? Sicher nicht!
Ich glaube eher, Hitler hätte die Werke von Le Corbusier, die Kapelle von Ronchamp, die Unité d'habitation in Marseille als entartete Kunst á la Picasso, Käthe Kollwitz, Emil Nolde, etc. eingestuft (wenn man den Stil seines Stararchitekten Speer oder Bauten im tausendjährigen Reich betrachtet, wie das Braune Haus, das Haus der Deutschen Kunst, beide in München, deren bombastisch-klassizistischen Stilelemente dem Geschmack des Diktators entsprachen, weil sie so „herrlich“ das germanische Herrenmenschentum, den Grössenwahn grossgekotzt darstellen). Le Corbusier hat in der Architektur die sinnvolle Vereinigung von Funktionalität (zweckdienliche Gestaltung, nicht blickfangender und meist zweckentfremdender, „seelenloser“ Formalismus) und Ästhetik propagiert. Ihm gebührt der Ehrenplatz in einer Schweiz, in der oft der Eindruck entsteht, sie bestehe aus lauter neidvollen, streitsüchtigen Kritikern, die es aber selbst, mit wenigen Ausnahmen, nicht besser machen können.
Pragmatisch – liberal – alles zu seiner Zeit
Wenn es um moralische Prinzipien geht, wenn es gilt, Menschenrechte zu respektieren, dann ist eine pragmatische Vorgehensweise gefragt. Eine gewisse Standhaftigkeit und feste Entschlossenheit ist in solchen Fällen angebracht, muss doch im Sinne von Gerechtigkeit und Moral entschieden werden, und das möglichst mit der gleichen Messlatte. Ein liberalisiertes, gegenüber Tätern freizügiges und bei den Opfern Empörung entfachendes Denken und Fühlen für das Ahnden ethischer Vergehen ist hier insofern tabu, als diese liberale Haltung zur Duldung, Bagatellisierung eines Verbrechens, einer begangenen Gemeinheit, des Verbreitens von Unwahrem, führen könnte.
Umgekehrt, beim Schaffen von Kreationen, in denen Künstler, Architekten ihre Designidee entfalten, wenn Schriftsteller Romane „erfinden“ oder Theaterstücke erschaffen, Musiker Opern oder Sinfonien, dann dürfen sie unpragmatisch vorgehen, d.h. sie sind frei, ohne Zwangsjacke. Ebenfalls gilt dasselbe beim Schaffen einer neuen Regierungsidee, eines neuen, noch nie dagewesenen Produkts; alle diese Neuschöpfungen erfordern Fantasie, ausserordentliches Vorstellungsvermögen, universellen Geist und Engagement; das geschieht nur in einem breitgefächerten Freiraum, in dem sich spielerisch und unbeschwert gestalten lässt, Innovationen möglich sind und sogar Intuitionen aufkeimen.
Aber auch während dieser Arbeiten gibt es Phasen, in denen man gewisse handwerkliche Regeln pragmatisch erfüllen muss, auf das sind die meisten eingeübt und auch bereit, wenig lustvolle Knochenarbeit zu leisten.