Guerra am Lago Maggiore 2009
Villa Vigier, Solothurn
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- Leserbrief: Gen-Lex
- Mit dem gründlichen Überarbeiten des Pflichtenhefts gelingt ein Projekt müheloser
Leserbrief: Gen-Lex (Leserbrief im Zürcher Tagesanzeiger vom 28.01.2000)
(Texte in Kursivschrift von der Redaktion gestrichen)
Einer der gravierendsten Schwachpunkte der Demokratie sei der Umstand, „Stimmen von Fachleuten und Laien bestimmen die Abstimmungsergebnisse“. Das Ja oder Nein von Laien, die eine Sache sinngemäss und in ihrer Tragweite nicht erfassen, ist für das Stimmresultat wertlos, da die Aussagekraft solcher Stimmen absurd ist. So gesehen wäre die Stimmentscheidung (wenn sie stattfände) im Parlament über die heute aktuelle Gen-Lex ein schiefes Unterfangen.
Zudem bezweifle ich, dass jeder der involvierten Fachmänner (von heute) in der Lage ist, Entscheide über gentechnische Konsequenzen mit vollem Gewissen und klarem Durchblick fällen zu können. Einige von ihnen sind deshalb ebenfalls nicht kompetent, bei einer Diskussion oder Abstimmung sinnvolle Beiträge zu leisten!
Ein Bauingenieur, der ein Brücke konstruiert, kann alle Gefahrenmomente, wie Einsturz, kritische Schwingungen, Korrosionsgefahren, usw. vorausberechnen und dementsprechende Gegenmittel, ausreichende Dimensionierung, Gestaltung des Materials vorsehen, um sein Projekt in den Griff zu bekommen.
Ist es im Gegensatz dazu möglich, mit einem Expertenteam die Sicherheitsfragen eines Gen-Tech-Projekts abzuklären? - Ich bezweifle es. -
Mein Vorschlag: Für Atombombenversuche hat man isolierte Inseln verwendet. Gen-Tech-Versuche gehören in ein isoliertes Land, das mindestens 50 bis 100 km vom nächsten bewohnten Land entfernt und von einem Meer getrennt ist. Die Vegetation und Fauna der Insel müsste allerdings so weit wie möglich ähnlich sein, wie die im Lande, in dem die gentech-veränderten Produkte eingesetzt werden sollten. Damit werden die zu beobachtenden Veränderungen gültig für das vorgesehene Land. Alle die von Pharmazeuten und Chemiekonzernen geplanten Produkte sollten in diesem Grossbiolaboratorium während 10 bis 30 Jahren getestet werden. - Mir ist allerdings klar, dass nicht alle anstehenden Probleme, wie z.B. Nebenwirkungen, sowie Allergien, usw. sich in diesem Grossbiolabor restlos untersuchen lassen.
Herausforderung an die Wissenschaft: Es gelang, Nervenzellen, Gehirnpartien mit Simulationsmodellen (computerunterstützt) darzustellen. Gibt es Möglichkeiten, biologische Prozesse, gegenseitige Beeinflussung biologischer Komplexe, klimatische Abhängigkeiten, usw. in Simulatoren beschleunigt ablaufen und beobachten zu können, damit statt in 30 Jahren in wirtschaftlich kürzerer Zeit Ergebnisse bereit liegen?
Die Simulationsprojekte (in Informatik-Technik) benötigen die vielfältigsten Biomodelle, deren Erforschung enorme Finanzen verschlingen, die von den interessierten Nationen und den grössten Chemieexponenten getragen werden könnten. Die Simulation sollte parallel zum Grossbiolabor laufen. Damit lassen sich die Simulationsmechanismen überprüfen. Fehler können dabei nach und nach korrigiert werden.
Die schöpferische Fantasie, die Synergien aus den benachbarten Fachgebieten der Biologie sollen Hilfsmittel zur beschleunigten Forschung liefern.
Im Übrigen finde ich es verwerflich, über den bequemen (meist auch verfilzten) Weg der Politik Gefahrensituationen an Menschen und Natur zu entfachen. Stattdessen sehe ich eher ein wohldurchdachtes Vorgehen im Forschungsbereich, das im Sinne meines Inselvorschlags liegt. Die Restrisiken bleiben gering. Für ein demokratisches Entscheiden wären solche kristallklaren, einleuchtenden Vorhaben für Parlamentarier, bzw. Stimmbürger willkommen, weil der eingangs erwähnte Nachteil laienhaften Wissens und Verstehens für einen vernünftigen Entscheid nicht stark ins Gewicht fällt
Den gut gemeinten, arbeits-ethischen Beitrag hielt ich als kleiner Vortrag 1979 in d. Informatic-Abteilung der Autophon AG; gedacht ist er für ein Team von 3 bis 7 Mitarbeitern.
Mit dem gründlichen Überarbeiten des Pflichtenhefts gelingt ein Projekt müheloser
Ein einfacher Landpfarrer sagte in einer Radiopredigt: „Wenn jemand den Teufel an die Wand malt, dann ist es Zeit für einen Tapetenwechsel!“
Dieser „Jemand“ ist wegen eines Missstands frustriert und möchte seinen Unmut darüber auslassen.
Über das leidige Thema „Pflichtenheft“ möchte ich nicht nur den Teufel an die Wand malen, sondern auch einige Gedanken zum diesbezüglichen „Tapetenwechsel“ beisteuern.
Definition des Teufels: Ein schlecht überarbeitetes Pflichtenheft bringt Unklarheiten, es erfordert unnötigen und damit auch grösseren Arbeitsaufwand für die Entwicklung und Applikation, ja es führt zu einem undurchdachten Endprodukt, das später niemanden freut und man möchte es so schnell wie möglich vergessen. Frei nach Gotthelf: „En ungfreuti Sach“.
Die mühsam erarbeiteten Lösungen und konstruktiven Gedankengänge, die zum Endprodukt führten, sind für künftige Anlagen unbrauchbar, es mangelt ihnen an konstruktiver Weitsicht, öfters in meist ausweglosen Situationen zurecht gestrickt und für eine Modularität gänzlich ungeeignet:
Wertvolle Energien werden verpufft, um an Stelle allgemeiner Fälle lauter Spezialfälle zu pflegen. Der Ausweg aus einer solch' verfahrenen Situation wäre eben
der Tapetenwechsel:
Vor Beginn einer Realisation muss das (Roh-)Pflichtenheft gründlich überholt werden. Diese Aufgabe kann nur richtig angepackt werden, wenn man sich von der Vorstellung distanziert, das vom Kunden abgegebene Pflichtenheft sei eine „heilige Kuh“.
Während der Offerten-Kontaktnahme wird das Gesamt-Pflichtenheft in einzelne Teile aufgegliedert, um die benötigten Teilprodukte in den Griff zu bekommen; in diesem Zeitpunkt sollen diese Teilpflichtenhefte von Fachmännern eingehend unter die Lupe genommen werden. Einerseits ermöglichen diese Fachleute, wenn möglich, Angleichungen an bereits bestehende Module, wodurch zusätzliche Entwicklungsarbeit eingespart werden kann, andrerseits können sie mittels Straffung der Vielfältigkeit ein geläutertes Produkt (sprich „reiferes Produkt“) anstreben helfen. Die einzelnen Teilpflichtenhefte müssen schliesslich von den betreffenden Fachleuten redigiert und aufdatiert werden und ergeben dann insgesamt das gültige Pflichtenheft und die Grundlage für die Kostenberechnungen und die Realisation.
Man sollte das Problem Pflichtenheft nicht auf die leichte Schulter nehmen. Mit dem für die Offertbehandlung häufig praktizierten Einmannbetrieb (weil die übrigen Mitarbeiter genügend überlastet sind, eventuell mit Flicken an älteren schlecht geratenen Projekten?) können die hier geschilderten Massnahmen nur dürftig und zu wenig schlagkräftig erledigt werden.
Der Erfolg liegt vermutlich im optimalen Verteilen der Verantwortungen und der Stellungsnahmen (d.h. unter Mitwirkung aller in Zukunft am Projekt Beteiligten).
Einem in diesem Sinne „gekneteten Sauerteig“, d.h. dem gründlich überarbeiteten Pflichtenheft, steht einer zweiseitigen Unterzeichnung nichts im Wege, gemeint ist damit ein vom Kunde und Hersteller zu unterzeichnendes Konzept.
Obschon ein Sprichwort sagt, „der Kunde ist König“, bedeutet das noch lange nicht, der Hersteller und Realisator müsse die Rolle des kritiklosen, zu allen Diensten willfährigen Vasallen spielen. Im Gegenteil, eher steht ihm die des Hofmarschalls zu, der mit überzeugenden Worten diesen „König“ für ein besseres Konzept gewinnen kann.
Was bringt das sorgfältig überarbeitete Pflichtenheft, die Konsequenzen dieses Vorgehens:
Das verbesserte Pflichtenheft erlaubt den Sachbearbeitern („Fachmännern“) Arbeitsmenge einzusparen. Diese eingesparte Arbeitsmenge nutzt man, um am Anfang eines Projekts die Teilpflichtenhefte gewissenhaft und ohne Zeitnot auszuarbeiten. Es handelt sich demnach darum, die Arbeits-Einteilung geringfügig zu verlagern:
Vor Beginn der Exekutivarbeit („Realisation“) übernehmen die
Sachbearbeiter die Legislativarbeit („Pflichtenheft-Überarbeitung“)
Eingefleischte Hierarchen dürften diese Abkehr von der klassisch gerühmten Gewaltentrennung negativ beurteilen. Nach C.S.Lauterburg („Vor dem Ende der Hierarchie“) ist aber mit dieser Methode eine höhere Flexibilität, Steigerung der Arbeitskraft und Förderung des Geschäftsinteresses bis in die unteren Stufen zu erwarten (Warum? → Mitbestimmung).
Die auf diese Weise entstandenen Produkte können diejenigen der Konkurrenz ausstechen!
Zusätzlich sei bemerkt, dass in günstigen Fällen der Aufwand für die Überarbeitung des Pflichtenhefts kleiner sein kann, als der Mehraufwand in einem Projekt, verursacht durch das unreife Pflichtenheft.